Der Strand zwischen Ferring und Bovbjerg Fyr mit seinen Klippen
Wir kommen aus dem schönen Duisburg in Deutschland. Da ist natürlich ein Urlaub in Dänemark naheliegend, da man es noch mit dem Auto relativ schnell erreichen kann. Ich hatte so gar keine Ahnung was mich dort erwartet und wurde natürlich positiv überrascht. Eine Woche lang haben wir Bekannte besucht und die Gegend rund um Lemvig ausgekundschaftet.
Das Titelbild zeigt den Strand zwischen Ferring und Bovbjerg Fyr. Zweiteres, also Bovbjerg Fyr, zeichnet sich durch einen roten Leuchtturm auf den Klippen aus, das hab natürlich auch fotografiert. Allerdings gehört dieses Bild nicht zu meinen Favoriten, wird jedoch gleich auch noch gezeigt. Dagegen ist das Titelbild ein Traum und gibt Dänemark genauso wieder wie ich es erlebt habe.
Wie ist das Bild entstanden? Stativ auf mittlerer Höhe ausgefahren, damit ich mit der Kamera nicht zuweit weg von den Steinen bin. Fokusiert auf die dritte Steinreihe, Blende 11 da möglichst alles von vorne bis hinten scharf sein soll. ISO auf 50 gestellt, niedrieger geht es bei der Sony A7R2 nicht und einen ND1000 Filter drauf geschraubt. Warum ND1000? Das Wasser sollte so richtig glatt werden und ich habe nur diesen ND Filter.
ND heißt ausgeschrieben Neutraldichtefilter. Ein ND Filter, der auch Graufilter genannt werden kann, wird auf das Objektiv geschraubt bzw. bei einem Rechteckfilter vor das Objektiv geschoben, um das einfallende Licht zu mindern. Das ist das gleiche als ob wir uns eine Sonnenbrille aufziehen. Schaut man mit blossem Auge direkt in die Sonne, so wird man geblendet und sieht irgendwann nur noch weiß. Der Sensor der Kamera ist mit der Iris des menschlichen Auges vergleichbar und kann auch geblendet werden, wenn zu starkes Licht oder zu lange Licht einfällt.
Nur einen ND Filter hat den Vorteil das ich mir darüber keine gedanken machen muss welchen ich jetzt am besten nehmen könnte. Mit den Einstellungen konnte ich ich die Belichtungzeit auf 30 Sekunden hochschrauben und habe diesen malerischen Effekt bekommen.
Der Bovbjerg Fyr Leuchtturm
Die Wanderung von Ferring zum Bovbjerg Fyr Leuchtturm ist richtig schön. Auf dem hinweg sind wir oben auf der Klippe gelaufen und zurück über den Strand mittels Plogging.
Was Plogging ist? Fitness und Umweltschutz in einem. Aufheben auf schwedisch heißt „Plock upp“ und wir haben fleißig Müll am Strand gesammelt. Kombiniert man Plock upp mit Fitness bzw. jogging bekommt man das Zauberwort Plogging.
Das Bild vom Leuchtturm ist eine Panorama Aufnahme wozu ich die Kamera hochkant auf dem Stativ befestigt habe und fünf überlappende Bilder von recht nach links gemacht habe. Zusammengesetzt in Lightroom mit ein paar weitere Anpassungen versehen (z.B. Kontrast, Highlights usw.) und fertig ist ein ordentlicher „Schnappschuss“. Meine Klassifizierung für Aufnahmen die ich mir nicht wirklich an die Wand hängen werde.
Thyboron: Da wo man Delfine beobachten kann
Fotografisch ist das ein weiterer Schnappschuss; aber mit Delfinen. Ich habe die zum ersten mal in meinem Leben gesehen. Eine mega coole Erfahrung!!!
Wir waren innerhalb unseres ein wöchigen aufenthalts noch zweimal da, jedoch beide mal ohne diesem Glück. Daher kann auch ein nicht perfektes Bild gezeigt werden.
Verwester Delfin
Darüber hinaus bekommt man leider nicht so schöne Sachen am Meer zu gesicht. Da stellt sich natürlich die Frage wie sowas passiert. In Holland habe ich das noch nie gesehen…
Wenn die Delfine nicht zu sehen sind, weil die Wellen zu groß sind, werden halt die Wellen fotografiert. Wenn dann noch ein Fischerboot rausfährt und sich ein Spaziergänger die brechenden Wellen an der Mole aus der nähe anguckt, sind alle Bestandteile sehr schöner Bilder vorhanden.
Für das Bild mit dem Schiff habe ich mich mit dem Stativ ca. 25 Meter vor der Wasserlinie gestellt und die Mole mit den brechenden Wellen schön am Rand positioniert. So, dass das Fischerboot genug Platz auf der rechten Seite für Sich hat. Ich habe gewartet das das Boot am richtigen Platz sich befindet und eine kurze Serienbildreihe Aufgenommen. Das waren 5 Bilder, nur um eine kleine Auswahl zu haben. Obwohl ein ordenlicher Wellengang vorhanden war, war auf diesen Bildern kaum was davon zu sehen. Daher habe noch weitere Bilder gemacht. Eine schöne Welle die auf den Strand schwabt, eine weitere Welle bei den Steinen vor dem dem Boot und zwei weitere brechende Wellen an der Mole. Alle Bilder in Lightroom mit den identischen Einstellungen entwickelt, wurden auch mit den gleichen Kamera-Einstellungen aufgenommen und anschließend in Photoshop zusammengefügt damit es der Realität entspricht.
Das Fischerboot
Kamera: Sony A7R Mark II
Objektiv: Sigma 135mm F1.8 DG HSM Art
EXIF: Belichtung: 1/500 Sekunden, Blende: F11, ISO: 160
Die Welle
Kamera: Sony A7 Mark II
Objektiv: Sigma 135mm F1.8 DG HSM Art
EXIF: Belichtung: 1/1000 Sekunden, Blende: F11, ISO: 800
Für die überschwappende Welle auf der Mole, mit irgendeinen Mann im Vordergrund, lag ich ca. 15 Minuten im Sand. Der Strand war steil ansteigend so das ich das Stativ so klein wie möglich gehalten hatte, um so nah wie möglich am Boden zu sein. Dann die Kamera ausgerichtet zwei drei Testaufnahmen gemacht und dabei etwas unterbelichtet. Unterbelichtet weil wenn eine größere Welle kommt, wird das ganze Wasser hell durch die Sonne erleuchtet und dafür musste ich einen kleinen Helligkeitspuffer lassen. Glücklicherweise war der fremde Mann, nichts war abgesprochen (war auch viel zu weit weg), auch so faziniert von den Wellen das er lange genug für mein perfektes Bild vor Ort war.
Die Nacht lässt die Milchstraße erleuchten
Auch wenn die Tage lang und anstrengend waren, Abends wurde immer auf eine Sternenklare nacht gehofft. Die ersten zwei Tage waren leider nur Wolken zu sehen. Aber am dritten Abend sah es wirklich gut aus.
Ich hatte mich schon seit längerer Zeit nicht mehr mit der Fotografie in der Nacht beschäftigt. Dadurch hatte ich keinen richtigen Workflow mehr im Kopf, aber egal. In groben Zügen hatte ich noch die Basics im Kopf herumschwieren. Bevor wir in die Details der Kameraeinstellungen gehen, erstmal ein paar Infos zu meiner Hardware.
- Kamera: Sony A7R Mark II
- Objektiv: Tamron AF17-28mm f/2,8 Di III RXD
- Stativ: Rollei C4i
- Fernauslöser: Irgendein „Chinaböller“ zum manuellen fernauslösen mit Wackelkontakt.
- Sonstiges: Nichts, leider auch kein L-Bracket was für Hochformataufnahmen mehr oder weniger unabdingbar ist. Kein Filter gegen Lichtverschmutzung und auch sonst ist nichts vorhanden.
Vor dem Urlaub habe ich natürlich im Internet und mit diversen Apps geguckt wie die möglichkeiten sind um die Milchstraße zu sehen. Bei uns im Ruhrpott ist durch de extreme Lichtverschmutzung mit diesem Thema keinen Blumentopf zu gewinnen. In der Eifelregion hingegen kann man schon gute Ergebnisse erzielen. Glaubt man jedoch den Informationen der Internetseite www.lightpollutionmap.info sehen die Möglichkeiten in der Limfjord Gegend in Dänemark sehr gut aus. Die Dunkelheit wird in der „bortle dark sky scale“ angegeben. Diese Skala geht von 1 bis 9, wobei 1 super Dunkel ist und 9 ist die beleuchtete Innenstadt. Folgend ein Vergleich von Standorten die ich kenne
- Duisburg: Bortle class 7
- Wollseifen (Eifel): Bortle class 4
- Gjellerodde (Limfjord, Dänemark): Bortle class 3
Somit sollte ich die besten Voraussetzung vorfinden, die mir bisher zur Verfügung standen. Ich bin also wieder am Anfang des Kapitels, Tag drei im Urlaub und es ist Abend. Der Himmel ist klar und die ersten Sterne zeigen sich. Wow! Selbst wenn es noch nicht richtig Dunkel ist, man erkennt sofort das es in Dänemark deutlich dunkler wird. Also noch ein bisschen ausruhen und los gehts.
Weit bin ich nicht gekommen, wie bereits geschrieben, die ersten Tage waren anstrengend! Aber vor der Haustüre des Ferienhauses hatte ich bereits beste Voraussetzungen. Das Haus ist optisch nicht das schlechteste und man möchte ja auch davon eine Erinnerung haben. Also Stativ aufgestellt, Kamera drauf gepackt und Fernauslöser angeschlossen. Im warmen vorab noch mit dem App PhotoPills geguckt wie lange ich nach der NPF Regel belichten kann; es sind mit meiner Kamera/Objektiv Kombi 13 Sekunden. Also Belichtung der Kamera eingestellt, bestmöglich im dunkeln fokusiert und eine ordentlich Komposition finden. Zum Fokusieren habe ich mit einer Taschenlampe die Hecke hinten im Garten beleuchtet und darauf scharf gestellt, anschließen einmal ausgelöst und das Bild kontrolliert. Nach gut befund eine Reihe von 10 Bildern geschossen.
Exkurs Belichtungszeit für Sterne
500er Regel: Die klassische Regel. Leider Funktioniert diese nicht mehr optimal mit den modernen digital Kameras (Spiegelreflex und Mirrorless Kameras). Bei der 500er Regel errechnet man die optimale Belichtungszeit in dem man 500 durch die Brennweite des Objektivs benutzt. Bei einer Vollformat Kamera mit einem 17mm Objektiv wäre es wie folgt
500/17=29,4 Sekunden
Bei einer APS-C Kamera muss man noch den sogenannten Crop-Faktor (i.d.R. 1,5 bei Nikon und 1,6 bei Canon und Sony) berücksichtigen. Mit einer solchen Kamera, z.B. Sony A6400 und einem 20mm Objektiv würde die Rechnung wie folgt aussehen
500/(20*1,6)= 15,625 Sekunden
Leider werden mit der maximalen Belichtungszeit mit den aktuellen Kameras die Sterne auch schon als leichte Strichspuren aufgenommen. Bei Instagramm, Facebook usw. kein Problem jedoch beim Großformatigen gucken/drucken.
Die NPF Regel ist die weiterentwicklung der 500er Regel. Wer dazu Hintergrundinformationen haben möchte, dem empfehle ich die Seite Société Astronomique du Havre. Da wird die NPF Regel sehr ausführlich und technisch Berechnet. Zum Glück wurde die Berechnung bereits in diverse Apps, z.B. PhotoPills, PlanIt! und qDSLRDashboard, eingefügt. So kann man relativ einfach zum optimalen Ergebniss für großformatige Ausdrucke kommen.
Da es den Rahmen sprengen würde hier näher darauf einzugehen möchte ich nur noch erwähnen das bei der NPF Regel die Obketivöffnung (N), die Sensorgröße (P) und Brennweite des Objetivs (F) mit einbezogen werden.
In meinen Fall hat PhotoPills für mein verwendetes Equipment (Sony A7RII, Tamron 17-28mm F2,8 auf 17mm, Blende 2,8) 13,11 Sekunden ausgeschmissen.
Die zehn Bilder wurden dann mit dem kostenlosen Programm Sequator gestackt. Wenn Ihr dazu, also der Bildbearbeitung von Astrofotos, noch informationen wünscht, schreibt es in den kommentaren und ich werde dazu noch einen spereraten Blog schreiben.
Der darauffolgende Tag bot wieder sehr gute Möglichkeiten und da wir 200 Meter vom Stützpunkt Törring bzw. Kystbatteri Underbjerg das Ferienhaus hatten, war klar, das muss genutzt werden. Folgend das Ergebnis.